Lange habe ich überlegt, ob ich die Zootiere überhaupt zum Thema auf meiner Tierseite machen möchte, denn die Tierwelt in Zoos ist keine natürliche, sondern vom Menschen künstlich gestaltete Welt, in der ich immer ein schlechtes Gewissen habe, wenn ich durch die Gitterstäbe oder Glasscheiben blicke.
Ich habe mich trotzdem dazu entschlossen, weil ich mich mit dem Thema "Tiere in Gefangenschaft" auseinandersetzen möchte, und mein Interesse auch diesen Tieren gilt, die ich kaum jemals in freier Wildbahn zu Gesicht bekommen werde.
Zum Thema Gefangenschaftshaltung von Wildtieren in Zoos gibt es ziemlich konträre Meinungen, die ich hier darstellen möchte. |
In der Frankfurter Rundschau las ich folgenden Artikel, der eines der Kernprobleme der Tiere im Zoo behandelt - nämlich die Langeweile.
Was macht denn der Polarbär da? Nuckelt an den Tatzen. Für Kenner ein möglicher Hinweis darauf, dass er sich langweilt. Bei Zootieren ist die Langeweile ein Problem - seit gut zehn Jahren bemühen sich die Tierparks daher, ihre wichtigsten Mitarbeiter mit pfiffigen Ideen zu beschäftigen. Tierpfleger frieren das Futter von Eisbären in Eisblöcken ein, verstecken Leckereien für Schimpansen in Termitenhügeln und üben mit Pinguinen den Handschlag.
In freier Wildbahn verbringen Tiere am Tag rund 80 Prozent ihrer Zeit damit, Beute zu jagen, von Wasserstelle zu Wasserstelle zu wandern oder mit ihren Artgenossen wild herumzutoben. Im Zoo werden ihnen diese Möglichkeiten genommen: Zu wenig Platz, Futter auf dem Präsentierteller und fehlende Beschäftigungsmöglichkeiten machen den Tieren zu schaffen. "Da verwundern lustlos herumschweifende Tiger und Affen, die traurig an die Käfigstangen schlagen, nicht", sagt Laura Zimprich von der Tierschutzorganisation "Animal Public".
Als Forscher in Studien der 90er Jahre das Thema Langeweile thematisierten, folgte ein Umdenken in den Zoos. Seither gibt es Spielzeug, Trainingsprogramme und Fütterungen, bei denen die Tiere ihr Futter suchen oder ihm nachjagen müssen. Es gehe nicht mehr nur um artgerechte Gehege, sagt Birgit Benzing von der Stiftung Artenschutz: "Auch die Förderung der natürlichen Instinkte und der Intelligenz ist für das Wohlbefinden der Tiere sehr wichtig."
In puncto Zeitvertreib sind der Fantasie der Pfleger keine Grenzen gesetzt. Im Löwengehege des Allwetterzoos in Münster weckt ein mit Curry und Heu gefüllter Sack die Neugier der Großkatzen. Auch die Besucher profitieren: Fütterungen sind beliebte Höhepunkte, und wenn Robben oder Elefanten Kunststücke vorführen, drängen sich die Menschen vor den Gehegen. "Die Lebensbedingungen für Tiere in Zoos haben sich dadurch erheblich verbessert", sagt Artenschützerin Benzing.
Dagegen spricht Tierschützerin Laura Zimprich eher von einem "netten Versuch" der Zoos. Trotz raffinierter Spielchen sei artgerechte Haltung im Zoo nicht möglich: "Die Tiere denken doch mit" - der Jagdinstinkt eines Geparden lasse sich nicht lang dadurch betrügen, dass seine "Beute" auf einem Wagen von links nach rechts fährt. Benutze der Pfleger den Trick ein paarmal, wisse die Raubkatze genau, wann der Wagen stoppt und wo sie sich ihre "Beute" ohne Mühe packen kann.
Nicht alle werden "bespaßt"
Torsten Schmidt vom Deutschen Tierschutzbund sieht die Beschäftigungsmethoden im Prinzip positiv - sie förderten Jagdinstinkt, Neugier und Spieltrieb. Das solle aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Möglichkeiten begrenzt sind. Pfleger hätten zu wenig Zeit; nur Besuchermagneten wie Raubkatzen oder Elefanten könnten sich eines speziellen Programmes gewiss sein.
Jeder Zoo oder Tierpark entscheidet selbst, welchen Tieren er womit die Zeit vertreibt und wie lang. Die Methoden entwickeln sich weiter: Im Münsteraner Allwetterzoo erhalten neuerdings auch Vögel und Fische ein Fitnessprogramm für Körper und Geist. Das Federvieh hat Spielzeug, die Flossenfreunde knacken abgestorbene Korallen.
Ob das die zähen Stunden in Voliere und Aquarium allerdings erträglicher macht, hat bisher noch kein Tier offiziell bestätigt. dpa |